Die Geschichte der UVNO

Als eine der ältesten Organisationen der mikronationalen Welt blickt die UVNO auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück.

Mit dem großartigen Aufkommen eines heimischen Computers und eigenen Internetzugangs während der Neunziger Jahre entwickelte sich auch schnell eine deutsche Netzkultur. Wohlmöglich noch beseelt vom staatsmännischen Akt der Wiedervereinigung, vom netzkulturellen Pionierdenken und vom globalen Geiste des Internets entwickelten sich dann in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre die ersten Mikronationen.

Der Begriff „Mikronation“ war vorher schon bekannt, im Staatsrecht bezeichnet dieser einen flächenmäßig kleinen Staat, der trotz eventueller entsprechender Bemühungen von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wird. Bekanntester Fall einer solchen Mikronation ist wohl Sealand, ein 1967 deklarierter Staat vor der Südostküste Großbritanniens auf einer ehemaligen Flugabwehrfestung aus dem Zweiten Weltkrieg. Was diesen Staaten nach gängiger Staatsdefinition fehlt – Staatsgebiet, Staatsvolk und das Kriterium einer „Schicksalsgemeinschaft“ – machen ihre Anhänger oft durch Idealismus und Überzeugung wieder wett.

Die Wahl des Begriffes „Mikronation“ ist deshalb nicht verwunderlich, waren doch in den Anfangstagen durchaus nicht wenige Mikronationen mit einem mehr oder minder scherzhaften Geltungsanspruch versehen; der eingenommenen Serverspeicherplatz wurde als „Staatsgebiet“ deklariert. Nicht fiktive Charaktere, sondern reale Personen unter ihren Internetpseudonymen bevölkerten diese Staaten. Ihrer eigenen Virtualität waren diese Staaten sich wohl bewusst, und so wurde auch der Begriff „Virtuelle Nation“ geprägt. Erst im Laufe der Jahre 1998 bis 2000 entwickelte sich eine seriöse Trennung zwischen Simulation und Wirklichkeit, und die Ausgestaltung der Staaten hin zu einer fiktiven Geographie und Kultur wurde gebräuchlich. Um in dieser nun zu einer virtuellen Welt vergrößerten Plattform genauer und ausgestalteter simulieren zu können, wurde eine Weltkarte geschaffen.

Zur Pflege dieser Weltkarte, um einen möglichst staatenneutralen Austauschort zu besitzen, und nicht zuletzt um der Wirklichkeit nachzueifern und das internationale Staatenwesen möglichst angemessen abbilden zu können, wurde am 10. November 1999, 52 Tage vor Beginn des neuen Jahrtausends, die United Virtual Nations Organization, kurz UVNO, gegründet. Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre diente sie hauptsächlich als Kommunikationsplattform und Sammelstelle deutscher Mikronationen.

Am dritten Juni 2001 übernahm König Jussi von Moncao den Vorsitz der UVNO. In seiner Amtszeit wurde die UVNO reformiert und eine völlig abgeänderte Charta von den Mitgliedern beschlossen. Die Entstehung dieser Charta ist sagenumwoben, soll sie doch im Grundsatz von den Teilnehmern eines RL-Treffens im September 2001 in den Kellergewölben eines Irish-Pub in Nürnberg entstanden sein. Wichtigster Grundsatz dieser Reform: Die UVNO wird eine wirkliche Welt-Organisation. Alle Micronationen können unabhängig ihres Systems Mitglied der UVNO werden; Aufnahmebeschränkungen gibt es ab sofort nur noch organisatorischer Art in Bezug auf Website, Aktivität im Staat und Zeitraum der Existenz. Darüber hinaus wurde erstmals eine Arbeitsgruppe zur Kartographie gegründet, die unabhängig vom UVNO-Gremium handeln konnte.

Die Arbeitsweise der UVNO wurde um die Möglichkeit eines Forums erweitert, da die Nutzung der ursprünglichen EGroup weder der neuen Arbeitsgruppe noch der wachsenden Zahl von Mitgliedern gerecht wurde, und technische Schwierigkeiten zunahmen.

Die neue Charta gilt wegen ihrer wegweisenden Neuerung noch heute als Meilenstein in der UVNO-Geschichte, jedoch auch, weil sie in der operativen Führung der UVNO deutliche Schwächen zeigte. Diese wurden auf tragische Weise transparent, als Jussi von Moncao am dritten Dezember 2001 wegen Streitereien und Handlungsunfähigkeit des Gremiums von seinem Amt als Generalsekretär zurückgetreten ist. Seinem Rücktritt voraus ging bereits der Rücktritt des Stellvertretenden Generalsekretärs der UVNO, Großrat Axel, aus gleichem Grund – ohne Führungsspitze war die UVNO plötzlich handlungsunfähig. Die neue, so viel gelobte Charta berücksichtigte diesen Umstand leider nicht. Ohne Generalsekretariat konnten keine Neuwahlen veranlasst werden, was die UVNO in eine tiefe Krise stürzte.

Anfang 2002 stagnierte die Tätigkeit der UVNO. Es ließ sich niemand finden, der die verantwortungsvolle Aufgabe des Generalsekretärs übernehmen wollte. Die EGroup war inaktuell und die Homepage ebenfalls. Der Delegierte der Virtuellen Republik Hansastan, Pharaoh, wollte diesen Zustand nicht tatenlos hinnehmen und rief die Mitglieder auf, eine Neuwahl zum Generalsekretär zu authorisieren. Leider konnte die vom Delegierten Hyronimus von Stratenburg hierfür geforderte Zweidrittelmehrheit zur Legitimation nicht erreicht werden, da viele Nationen inaktiv waren oder keinen Delegierten stellen konnten. Nach mehreren Wochen kontroverser Diskussion darüber, wie man weiter verfahren wollte, einigte man sich auf den Kompromiss, dass von Stratenburg am 14. Juli 2002 Generalsekretär wurde. Doch auch von Stratenburg gelang es nicht, die Tätigkeit der UVNO kontinuierlich zu steigern, aus den bereits oben genannten Gründen. Immer wieder scheiterte er an dem Bürokratieverständnis einiger Delegierter. Im April 2003 trat von Stratenburg zurück.

Sein Nachfolger wurde der Delegierte Pharaoh. Dieser schlug vor, dass die UVNO als Staatengemeinschaft übernationale Projekte schaffen sollte, da der Einsatz zur Schaffung und Erhaltung des weltweiten Friedens, entsprechend der Charta der UVNO, an der mangelnden Grundlage der Resolutionsdurchsetzung scheiterte. Mit Hinweis auf die politische Struktur der UVNO wurde dieser Vorschlag von den Delegierten nicht angenommen. Selbst eine Zusammenarbeit mit nichtpolitischen Organisationen oder deren Förderung wurde verworfen. Gleichzeitig kam es zum großen Streit, ob die Weltkarte weiterhin vom BIK verwaltet werden sollte. Nach schier endlosen Debatten einigten sich die Konkurrenzorganisation Internationale Organisation für Katrographie (IOK) und das BIK auf eine neue Organisation, die Organisation für internationale Kartographie (OIK).

Die UVNO befand sich politisch in einer Sackgasse, da eine Umsetzung der Ziele laut Charta unmöglich schien, andere Ziele aber, wie zum Beispiel die Einrichtung eines Internationalen Gerichtshofes, nicht die volle Zustimmung der Delegierten fand, was wiederum zur Folge hatte, dass viele Staaten keinen Sinn mehr in einer Mitgliedschaft sahen, inaktiv wurden oder sogar austraten. Die Kartenteilung in OIK und Graphein Foundation beziehungsweise später CartA und die damit einhergehende Gründung des Rates der Nationen nahm der lange Zeit OIK-basierten UVNO weitere Mitglieder. Bis etwa Mitte 2006 drohte mehrmals das Aus der UVNO, Wiederbelebungsversuche blieben weitestgehend folgenlos.

In den kommenden Jahren lösten die Delegierten der UVNO das Problem der inaktiven Generalsekretäre: Mit der Charta-Reform von 20. November 2008 wurde die Anzahl der Stellvertreter von zwei auf einen reduziert, da dies von den Mitgliedsstaaten als ausreichend befunden wurde.

Weitere Neuerungen, welche durch diese Charta-Reform in Kraft traten, waren die verankerten stärkeren Informationspflichten des Generalsekretariats einerseits an die Vollversammlung und andererseits an die Öffentlichkeit. Dies hatte den Hintergrund, dem Vorwurf mangelnder Transparenz besser entgegenzuwirken. Desweiteren hatte das Generalsekretariat nun auch die Möglichkeit, Mitglieder, die gegen die Charta verstießen, temporär von Ihrem Mitspracherecht in der Vollversammlung zu suspendieren. Diese Entscheidung konnte jedoch durch einen Mehrheitsbeschluss der Vollversammlung wieder aufgehoben werden.

Bereits vor dieser Änderung der Charta traten zahlreiche andere Reformen in Kraft. So wurden zum Beispiel durch Beschluss der Vollversammlung die Ämter eines Hohen Kommissars für Menschenrechte und eines Hohen Kommissars für Entwicklungsfragen geschaffen. Ersterer wacht über die Einhaltung der Ersten Menschenrechtskonvention in den Unterzeichnerstaaten und soll mögliche Menschenrechtsverletzungen aufzeigen. Dem Hohen Kommissar für Entwicklungsfragen obliegt es zunächst den von der Vollversammlung angedachten Entwicklungsindex mit Daten zu füllen. Ebenfalls neu war Artikel 14 der Charta, welcher den Einsatz von UVNO-Friedenstruppen näher regelt. Dabei wird zwischen Beobachtungs- und Hilfsmissionen, friedenserhaltenden und friedensschaffenden Missionen unterschieden. Zum ersten Mal wurde im Frühjahr 2009 eine Hilfsmission in Dschanabath erfolgreich durchgeführt.